ARMILLA forschungsarbeit von fritz haller
forschungsarbeit von | fritz haller in zusammenarbeit mit therese beyeler und diversen mitarbeitern des büro haller institut für industrielle bauproduktion der universität karlsruhe digitales bauen ingeneering gmbh, de-76137 karlsruhe waldhauser +hermann ag, ingenieurbüro usic/sia, ch-4023 basel |
forschung | seit 1965 |
geschichte | ARMILLA ist das resultat einer über jahrzehnte gehenden forschungs- und entwicklungsarbeit im büro in solothurn, am institut für industrielle bauproduktion der universität karlsruhe und in zusammenarbeit mit „digitales bauen engineering gmbh“ in karlsruhe. bei der planung der HTL brugg-windisch entstand anfang der sechzigerjahre der begriff „wandelbares gebäude“. diese aufgabenstellung führte zum konzept des gebäudebaukastens. bald zeigte sich, dass auch die technischen systeme in den gesamtbaukasten integriert werden müssen um die wandelbarkeit der bauten über die verschiedenen nutzungsphasen sicherzustellen. mit dem gesamtbaukasten MIDI-ARMILLA wurde in der folge ein bausystem mit integrierter medienkoordination für hochinstallierte bauten entwickelt. das installationsmodell ARMILLA beschreibt dabei die theoretischen grundlagen der medien koordination und wurde bei verschiedenen bauaufgaben und testplanungen angewendet. 1999 haben wir den aktuellen forschungsstand auf der CD-rom „MIDI-ARMILLA„ dokumentiert. im juni’04 wurde am ifib, institut für industrielle bauproduktion in karlsruhe der workshop „ARMILLA methoden und hilfsmittel zur organisation kinetischer systeme“ durchgeführt und die anwendung von ARMILLA verallgemeinert und auf andere anwendungsbereiche erweitert. die forschungsarbeit ARMILLA und deren weiterentwicklung war eines der zentralen themen in den letzten jahren der tätigkeit von fritz haller. dabei wurden in zusammenarbeit mit der firma digitales bauen ingeneering gmbh, de-76137 karlsruhe auch verschiedene intelligente werkzeuge zur vereinfachung der planung entwickelt. der begriff ARMILLA bezieht sich auf die geschichte „die unsichtbaren städte“ von italo calvino (hanser verlag). |
aufgabe, zielsetzung | ausgangspunkt der überlegungen war das ziel, nutzflächen von gebäuden konfliktfrei und flächendeckend mit den benötigten medien zu versorgen, leitungssysteme mit edv-unterstützung zu entwerfen, leitungsteile als elemente von baukästen industriell zu fertigen und montage, umbau und unterhalt von leitungssystemen zu rationalisieren. im laufe der arbeit hat sich ARMILLA zu einem netzwerk von methoden und hilfsmitteln entwickelt, ganz allgemein geeignet zur organisation kinetischer systeme. |
operationsmodell | das operationsmodell ist ein leitfaden für den planungsprozess. es beschreibt inhalte und abfolgen der einzelnen planungsschritte. die baupläne der verschiedenen gewerke werden in zusammenarbeit mit den fachplanern stufenweise als baukästen generiert. |
installationsmodell | das installationsmodell ARMILLA ordnet die installationsräume eines gebäudes in all seinen wechselbeziehungen. es ist ein modell für die modulare koordination und den kooperativen entwurf der technischen systeme. die anordnungsregeln des installationsmodells ARMILLA gewährleisten, dass bei einem nutzungswandel das gebäude zerstörungsfrei umgebaut werden kann. das allgemeine installationsmodell ist eine idealstruktur, in der das verlegen von leitungen ohne einschränkende bedingungen geregelt ist. die installationsgeometrie baut auf einem orthogonalen planungsraster auf. die modulordnung der verschiedenen bauteilsysteme ist aufeinander abgestimmt und mit dem muster potentieller anschlussorte koordiniert. der deckenhohlraum wird in übereinander liegende ebenen und horizontale bänder gegliedert. das allgemeine installationsmodell kann durch modifikation in ein spezielles objektmodell überführt werden. dieses ist gekennzeichnet durch die eigenheiten der jeweiligen bauteilsysteme. das installationsmodell MIDI-ARMILLA beispielsweise ist auf den gesamtbaukasten MIDI abgestimmt. |
edv-unterstützung | mit ARMILLA geplante gebäude lassen sich in softwarestrukturen abbilden. durch die beschreibung in einer objektorientierten datenbank entsteht der «gen-code» eines gebäudes. aus ihm heraus können alle nutzungs- und umnutzungsprozesse abgeleitet und gesteuert werden. gegenüber herkömmlichen planungsverfahren führt dies zu wesentlichen verbesserungen der qualitäts-, der kosten- und der terminkontrolle. durch die edv unterstützung erschliessen sich neue betätigungsfelder, insbesondere die industrielle vorfertigung, die unterstützung der logistik und montage, die gebäudeautomation und das facility management. mit der methodik von ARMILLA kann ein bauwerk in all seinen abhängigkeiten von der planung bis hin zu seiner entsorgung erfasst, kontrolliert und betrieben werden. dadurch werden die kriterien für nachhaltiges bauen in hohem masse erfüllt. |
anwendungen (auswahl) | das installationsmodell ARMILLA wurde mit erfolg bei neu- und umbauten eingesetzt und den jeweiligen gegebenheiten und anforderungen angepasst. die medienerschliessung folgender bauten wurden mit ARMILLA geplant: - 1980 - 1982 sbb ausbildungszentrum, centre loewenberg murten gesamtbaukasten MIDI-ARMILLA - 1990 - 1991 mikron-haesler sa boudry, neubau bürogebäude gesamtbaukasten MIDI-ARMILLA - 1992 - 1993 kantonsschule solothurn, neubau naturwissenschaftstrakt gesamtbaukasten MIDI-ARMILLA - 1994 - 1995 centre loewenberg murten, erweiterung werkstattgebäude gesamtbaukasten MIDI-ARMILLA - 1997 - 2001 peripherie, haus der zukunft, projekt gesamtbaukasten MIDI-ARMILLA - diverse wettbewerbe und testplanungen mit ARMILLA geplante bauten und projekte der 2bm architekten gmbh: - 2009-2010 centre loewenberg murten, neubau ausbildungsgebäude m gesamtbaukasten MIDI-ARMILLA - 2011 kantonsschule solothurn, umnutzung naturwissenschaftstrakt gesamtbaukasten MIDI-ARMILLA |
publikationen (auswahl) | - armilla ein installationsmodell 1985, institut für baugestaltung, universität karlsruhe - fritz haller bauen und forschen – austellungskatalog 1988, vogt schild ag solothurn - architektonik - vom entwurf zur konstruktion 2002, rudolf müller gmbh köln - entwurfsatlas industriebau, bauen mit system 2004, birkhäuser verlag basel, isbn 3-7643-2177-6 - fritz haller architekt und forscher 2016, gta verlag eth zürich, isbn 978-3-85676-334-3 |